Stolpersteine putzen, über Rassismus nachdenken – Wochen gegen Rassismus im Sprengelkiez

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus fanden dieses Jahr vom 10.-25. März statt. Wir waren zusammen mit dem Projekt Wusuul – Ankommen dabei: Am 21.3. trafen wir uns vor Karstadt an der Müllerstraße: Tobias Schulze und das Team aus dem Sprengbüro, das Team von Wusuul, Aktive aus dem Kiez und Bezirksbürgermeister von Dassel. Wir machten eine Runde durch den Kiez und putzten die Stolpersteine von Menschen, die an dieser Adresse ihren letzten frei gewählten Wohnort hatten.

v. l.: Tobias Schulze, Stephan von Dassel, Slobodan Savić (Roma Kultur Rad Berlin e.V.)

Menschen sind während der Nazizeit aus ganz unterschiedlichen Hintergründen aus der Mitte der Gesellschaft gerissen worden: Jüdinnen und Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten, Menschen mit psychischen Krankheiten oder auch Menschen wir der Theologe und Pazifist Max Josef Metzger, der sein Wirken in den Dienst des Kampfes gegen den Krieg stellte. Auf dem Weg sprachen wir über unsere heutige Verantwortung, für die die Geschichte Anhaltspunkt und Motivation sein kann. Auch während der Nazizeit gab es mutige Bürgerinnen und Bürger, die Verfolgte versteckten, wie Marie Burde aus der Tegeler Straße 13. Heute ist es leichter, solidarisch zu sein, sich gegen Rassismus zu stellen und Mitmenschlichkeit zu zeigen als zu Zeiten Marie Burdes. Die Stolpersteine mahnen uns.

In den anschließenden Diskussionen im Sprengelhaus haben wir über Alltagsrassismus diskutiert: Wie ist die Wahrnehmung im Sprengelkiez – gibt es hier ein gutes Miteinander? Kennen sich hier die Menschen so gut, dass rassistische Vorurteile unterbleiben? Die Vertreter*innen vom Bund für Andiskriminierungs- und Bildungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland bdb e.V. berichteten von täglich wiederkehrenden Sprüchen und Diskriminierungen – die von den weißen Weddingerinnen und Weddingern oft gar nicht wahrgenommen werden. Das geht bei Backwaren mit entwürdigenden Namen los, über beleidigende Sprüche in der U-Bahn bis hin zur Annahme, dass schwarze Menschen keine Ahnung von Kindererziehung hätten. Von der Bezirksstadträtin Sandra Obermeyer wurde außerdem das Thema Rassismus und Diskriminierung in Ämtern angesprochen – sie ist sich dessen durchaus bewusst und sieht den Bedarf an Sensibilisierung. Wir waren uns am Ende einig, dass solche Gesprächsrunden wichtig sind und wiederholt werden sollten – und vor allem wir weißen Teilnehmenden viel gelernt haben.