Zu verschwindenden Orten – das war unser Stadtrundgang.
Eine Nachlese von unserer Tour „Stadtansichten“ zu den verschwindenden Orten im Wedding – darauf werden wir immer wieder hingewiesen: im Ortsteil Gesundbrunnen. Toll, dass zeitweise fast 50 Menschen mit uns unterwegs waren. Los gings in der Koloniestraße 10, ein typischer Hinterhof im Wedding mit Gewerbe, Ateliers – ein sozialer Raum, wie es ihn in dieser Form kaum noch gibt. Der ist jüngst verkauft worden, leider nicht an die Nutzer_innen. Nun geht hier um die Frage, ob dieser Freiraum bestehen bleibt. Wir werden alle politischen Möglichkeiten nutzen. Vernetzung tut not.
Weiter ging es zum ExRotaprint, wo uns Anett Vietzke Auskunft über diese „Mutter aller Stadtprojekte“ (Uwe Rada) gab. Die Geschichte und die Zukunft der Uferhallen nach dem jüngsten Verkauf stellten uns Katharina Mayer und Florian Schöttle vor. Wir werden sehen, was von der Ankündigung einer „behutsamen Weiterentwicklung“ durch die Investorengruppe zu halten ist.
Heather Allen konnte hingegen von einem neuen Wind berichten, der in der gemeinsamen Entwicklung der Wiesenburg mit der Degewo seit Regierungsantritt Einzug hielt. Hier soll ein sozio-kultureller Freiraum mit Wohnnutzung unter einen Hut gebracht werden. Derzeit laufen Werkstattgespräche zu diesem Zweck. Am kommenden Wochenende ist das großartige Gelände Schauplatz von Die Wiesenburg Festival #2 On Air 9. und 10. September 2017. Auf dem Festival diskutieren die Senatori_innen Katrin Lompscher und Klaus Lederer mit Stadtrat Ephraim Gothe, BVV-Mitglied Frank Bertermann und Robert Bittner sowie weiteren über Freiräume, Kultur und Stadtentwicklung 3.0. Das wird spannend!
Danach ging es weiter an der Panke entlang zu den Weddinger Gerichtshöfen, deren Umbau zu Wohnungen durch die GESOBAU nun nach politischer Intervention erstmal zugunsten eines Mediationsprozesses zurückgestellt wurde. Hier wird hoffentlich eine gute Lösung für alle Beteiligten erreicht.
Und Station machten wir auch am ehemaligen Stadtbad später STATTBAD Wedding, das nun einem Investitionsobjekt für Vermögende weichen musste. 125.000 Euro kosten knapp 20 Quadratmeter, dass sind fast 6500 Euro/qm. Teurer ist es kaum irgendwo in Berlin, entsprechend werden die Mieten ab 500 Euro aufwärts für die Minizimmer veranschlagt. Das leisten sich keine normalen Studierenden, sondern eher aufstrebende „Young Professionals.“
Das ganze Verfahren des Abrisses des alten Stadtbades war kein Ruhmesblatt für den Bezirk und den letzten Senat. Schade um einen spannenden Ort, der jetzt weichen musste.
Im nächsten Sommer werden wir wieder „Stadtansichten“ anbieten. Es war spannend und lehrreich, half Menschen, sich zu vernetzen. Danke an alle, die dabei waren! Und besonders an meine Kolleginnen Petra und Katharina für die tolle Vorbereitung!