Besuch beim QM Brunnenviertel-Brunnenstraße

Heute waren wir beim Quartiersmanagement im Brunnenviertel. Da es ein QM östlich und eines westlich der Brunnenstraße gibt, darf zur Unterscheidung der Zusatz „Brunnenstraße“ nicht fehlen. Es ist wird vom Mauerpark und der Bernauer Straße begrenzt, im Norden schließt sich das QM Badstraße an. Bei Regen und sehr ungemütlichem Wind haben wir den Kiezspaziergang verschoben und uns im warmen QM-Büro an der Swinemünder Brücke mit Katja Niggemeier, Fraidoon Naziri und Johanna Begrich über die Besonderheiten des Kiezes unterhalten.

Noch 2008 wurden hier im Quartier Mieten gesenkt, doch inzwischen hat das Viertel an Attraktivität gewonnen. In der Brunnenstraße gibt es Geschäfte und Großstadttrubel, doch im größten Teil des Quartiers ist es ruhig und recht grün. Die angrenzenden Stadtteile Alt-Mitte und Prenzlauer Berg sind gefühlt weit weg, nicht nur wegen der extrem hohen Einkommensunterschiede. Eine Durchlässigkeit zu schaffen, ist Ziel des QMs – jedoch in beide Richtungen, und das ist gar nicht so einfach. Gleich nebenan (quasi im Hinterhof des QM-Büros) baut auf Pankower Gebiet die Groth-Gruppe – zum Glück recht lärmarm, wie es heißt.
Das Quartier wird von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo geprägt, die ca. drei Viertel der Wohnungen hier besitzt. Mit einem eigenen Quartiersmanager, Räumlichkeiten für Nachbarschaftsarbeit und Fördermaßnahmen ist sie sehr präsent. Eine rasante Veränderung des Viertels hin zu Besserverdienenden weg von Transferleistungsempfänger*innen kann durch die Degewo verhindert werden, solange diese eine „gute Mischung“ der Bewohner*innen weiterhin erhält. Das klappt bisher recht gut, und die Degewo hat einen guten Ruf im Kiez. Aber es gibt auch Kritik: Auch im Brunnenviertel sind Menschen von den Mieterhöhungen betroffen, die die Degewo entgegen der Vereinbarungen von #r2g angekündigt hat.

Da zeigt sich ein Problem der rund 13.000 Einwohner*innen und Einwohner: Oft fehlen Informationen und (Sprach-)Kompetenz, sich gegen solche Maßnahmen zu wehren. Auch aus diesem Grund ist das Thema Bildung eines der wichtigsten des QM-Teams. Mit dem Wegzug des Diesterweg-Gymnasiums und der Hugo-Heimann-Bibliothek fehlen wichtige Einrichtungen. Im Quartier gibt es drei Grundschulen, aber keine weiterführende Schule mehr und auch die viel zu langsame Anpassung der Schulplätze an den tatsächlichen, wieder gewachsenen Bedarf macht sich bereits bemerkbar. Nicht nur bei diesem Thema ist die Unzufriedenheit mit der Schwerfälligkeit der Bezirkspolitik zu spüren. Schulsanierungen sind – wie überall in der Stadt – ein großes Thema, das QM hat bereits einige Maßnahmen gefördert. Durch den neuen Bildungsverbund soll sich dies jedoch ändern. Interessante Entwicklungen gibt es auf dem Gelände der Vineta-Schule. Sie steht neben dem (vom QM co-finanzierten) Olof-Palme-Zentrum und derzeit laufen Überlegungen, wie ein gemeinsamer Campus zu gestalten ist.

Schwerpunkte der QM-Arbeit sind Barrierefreiheit im Kiez und das Kiezklima. Letzteres zeigt sich vor allem in Projekten zur Begrünung der Umgebung

Das Quartiersmanagement plant derzeit die kommenden drei Jahre. Ob danach eine Weiterführung der Förderung durch das Programm „Soziale Stadt“ erfolgt, ist noch nicht klar. Am 4.3. veranstaltet das QM die Zukunftswerkstatt, bei der Ideen und Prioritäten erarbeitet werden sollen. Wir sind dabei!